Freizeitverhalten der indischen Mittelschicht: Sonntagsausflug in die Metro
Freizeitverhalten der indischen Mittelschicht: Sonntagsausflug in die Metro
Shopping ist eine willkommene Abwechslung. Und wo tut das die indische Mittelschicht? Richtig: in den Malls sowie bei den Großhändlern Bestprice und Metro. Geöffnet an 7 Tagen die Woche, airconditioned und gut sortiert. Das ist das Freizeitverhalten der indischen Mittelschicht. Absolut im Trend.
Metro hat 2003 die erste Niederlassung eröffnet. Schon von weitem sichtbar das gelb-blaue Logo. Auf dem Parkplatz reihen sich die Autos der Mittelschicht, vereinzelt Auto-Rikshaws und Motorräder.
For sale
Auf Shampoos international bekannter Marken gibt es ebenso einen Discount wie auf Seifen, Putzmittel, Kochtöpfe, Kichererbsen und Butterkekse. Entscheidet man sich für Britannia-Vollkornplätzchen, gibt es beim Kauf einer zweiten Schachtel ein Päckchen Maggie-Instantnudeln gratis. Bettwäsche, Geschirr, Küchengeräte, Plastikschüsseln und Eimer fürs Bad sind nach Design und Farbe indisch.
Das landet im Trolley
Die Regale sind gut gefüllt, das Personal freundlich und hilfsbereit. Mich interessiert vor allem, was die Leute kaufen. Waschpulver, Spülmittel, Pfannen, Schreibwaren, Softgetränke und Süßigkeiten sind der Hit. In den Kühltheken warten Hähnchen, Fisch, Milchprodukte und Pommes Frittes auf die Käufer. Tiefgefrorene Alu Tikki, Samosa, Pakkora und Kebabs landen im Einkaufswagen. Erdnussbutter, Schokokekse, Knabberzeug in allen möglichen Varianten. Obst findet wenig Anklang. Das kauft man doch lieber beim Händler auf der Straße.
Die Käufer
Man trifft seine Bekannten: Anwälte, Ärzte, Steuerberater, Geschäftsleute. Hier ist man unter sich. Auch in der Freizeit am Sonntag. Alle haben das selbe Freizeitverhalten. Die Männer schieben die Trolleys, die Frauen stöbern in den Regalen und plaudern miteinander, ob es nicht doch noch irgendwo anders bessere Preise gibt.
„Die Qualität stimmt“, sagen sie. „Was im Sonderangebot ist, ist tatsächlich auch vorhanden. Wenn etwas nicht funktioniert, geht der Umtausch problemlos.“
Man muss für mindestens 1.000 Rs einkaufen. Doch das ist für diese Käufergruppe kein Thema. Man kann es sich leisten.
Manche kommen mit ihren Angestellten, dem Koch oder Fahrer. Deren Job ist es, beim Kauf zu beraten, die Qualität der Waren zu checken, über aktuelle Preise zu informieren, den Trolley zu schieben und die Einkäufe schließlich im Auto zu verstauen. Vielleicht nutzen sie die Chance, ein paar Kleinigkeiten für sich einzukaufen. Die Zahnbürsten im Familypack zum Beispiel, die gerade im Angebot sind, samt der Zahncreme mit 25% mehr Inhalt.
Diese Geschichte erzähle ich gerne im interkulturellen Training, weil sie den neuen Lebensstil des „modernen Indiens“ verdeutlicht.
Herzliche Grüße von Dr. Simone Rappel